Theodor Siebs und Konrad Duden - Sprecher Akademie Europa

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Theodor Siebs & Konrad Duden

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Konrad Duden normt die Rechtschreibung, Theodor Siebs hingegen prägt die Aussprache. Dank Siebs sprechen wir Hochdeutsch, einen süddeutschen Dialekt, mit norddeutscher Aussprache.

Wer am PC zu tippen beginnt, kennt die unsichtbare Autorität, die über jede geschriebene Zeile wacht: Konrad Duden, der Vater des „Duden“. Doch wer ist verantwortlich für das Hochdeutsch, das wir sprechen? Auch hier gibt es einen prägenden Einfluss – Theodor Siebs.
Theodor Siebs,
geboren am 26. August 1862 in Bremen als Sohn eines Kaufmanns mit Wurzeln im Jeverland, ist der Mann, der 1898 mit seiner „Deutschen Bühnenaussprache“ die Grundlage für das heutige Hochdeutsch legt. Wie Duden 1880 mit seinem „Orthographischen Wörterbuch“ die Rechtschreibung standardisiert, schafft Siebs mit seiner Arbeit ein Referenzwerk für die Aussprache. Sein „Aussprachewörterbuch“ wird im Lauf der Zeit ebenso bedeutend wie der Duden für die Rechtschreibung.

Doch wer ist dieser Mann, der das Sprechen des Hochdeutschen maßgeblich beeinflusst? Siebs ist ein Germanistikprofessor mit einem tiefen Verständnis für die deutsche Sprachgeschichte, das er sich in Tübingen und Leipzig aneignet. Seine akademische Laufbahn beginnt mit einer Dissertation über ein spezielles Problem des alten Friesischen und führt über seine Habilitationsschrift zu einer umfassenden Geschichte der englisch-friesischen Sprache. Damit begründet er die „Frisistik“ innerhalb der Germanistik und wird zu einer dominierenden Figur in diesem Bereich.

Sein Aufstieg beginnt 1890, als er eine Lehrstuhlvertretung in Greifswald übernimmt. Vier Jahre später wird er dort außerordentlicher Professor, und nach acht weiteren Jahren folgt die Berufung nach Breslau als ordentlicher Professor für deutsche Sprache und Literatur. Neben seiner breiten Lehr- und Forschungstätigkeit, die von Walther von der Vogelweide bis zum jungen Goethe reicht, widmet er sich in Breslau intensiv dem Schlesischen und wird zum Herausgeber und Initiator zahlreicher Werke.

Doch nicht nur in der akademischen Welt hinterlässt Siebs seine Spuren. Er engagiert sich auch politisch in der nationalen Bewegung des Kaiserreichs und unterstützt in Friesland die Großfriesische Bewegung, die nach Unabhängigkeit von den Niederlanden strebt. In Schlesien beteiligt er sich an der Schlesischen Stammlandbewegung, die als Bollwerk der deutschen Kultur gegen Einflüsse aus dem Osten gedacht ist.

Siebs' größte Leistung liegt jedoch in seiner Arbeit an der Vereinheitlichung der deutschen Aussprache. Zu einer Zeit, als die Schrift bereits weitgehend standardisiert ist, sprechen die Menschen in Deutschland noch in einer Vielzahl von Dialekten. Siebs erkennt die Notwendigkeit einer einheitlichen Hochsprache, die nicht nur geschrieben, sondern auch gesprochen wird. Mit seiner „Deutschen Bühnenaussprache“ schafft er die Grundlage für ein einheitliches Hochdeutsch, das in ganz Deutschland verstanden wird.

Schon kurz nach seinem Erscheinen war „der Siebs“ heftiger Kritik ausgesetzt. So schrieb Wilhelm Viëtor, die für das Versdrama optimierte überartikulierte Siebs’sche Aussprache wirke in der Alltagskommunikation „geziert und daher lächerlich“.

Der Durchbruch für seine Arbeit kommt mit dem Radio. Während seiner Zeit in Greifswald und später in Breslau arbeitet Siebs unermüdlich an der Verbreitung seiner Aussprache-Normen. Die entscheidende Sitzung findet 1898 im Apollosaal der Oper Unter den Linden statt. Obwohl seine Vorschläge anfangs auf Widerstand stoßen, setzt sich seine Vision schließlich durch. Als 1923 der Rundfunk seinen Betrieb aufnimmt, greifen die Sprecher auf Siebs’ Werk zurück, und das Bühnenhochdeutsch wird zur Standardsprache für alle.

Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelt sich Siebs’ Werk weiter und beeinflusst sowohl die DDR als auch die BRD. Seine Grundsätze bleiben bis heute die Basis für Aussprachewörterbücher, die in Rundfunkanstalten und Bildungseinrichtungen genutzt werden.

Was hat Siebs letztlich erreicht? Er hat mit seinen Entscheidungen, das niederdeutsche Sprachgebiet zu bevorzugen, maßgeblich zur Entwicklung des modernen Hochdeutschs beigetragen. Auch wenn seine Entscheidungen nicht immer fair erscheinen, zeigt sich im Rückblick, dass sie den Grundstein für die Einheitlichkeit der deutschen Sprache gelegt haben. Heute können wir dankbar nachschlagen, wenn wir uns unsicher sind, und die Frage, ob sprachlicher Gleichklang für alle notwendig ist, bleibt weiterhin offen, aber entscheidbar.
Konrad Duden,
ist ein angesehener Sprachwissenschaftler und Gymnasialdirektor, der in den Jahrzehnten nach der Gründung des Deutschen Reichs 1871 maßgeblich zur Vereinheitlichung der Rechtschreibung beiträgt. Dank der Zustimmung von Österreich-Ungarn und der Schweiz gelten seine Regeln im gesamten deutschen Sprachraum.

Konrad Alexander Friedrich Duden wird am 3. Januar 1829 als zweiter Sohn des Unternehmers Johann Konrad Duden und dessen Frau Juliane Charlotte Monjé auf Gut Bossigt in Lackhausen am Niederrhein geboren. Trotz finanzieller Schwierigkeiten, in die sein Vater durch geschäftliche Misserfolge gerät, kann Duden ab 1838 das Gymnasium in Wesel besuchen. Nach erfolgreichem Abschluss seiner Reifeprüfung am 24. August 1846 immatrikuliert er sich an der philosophischen Fakultät der Universität Bonn. Besonders interessiert er sich dort für die Vorlesungen von Ernst Moritz Arndt und wird Mitglied der Burschenschaft Germania, die aus einem evangelischen Theologenverein hervorgegangen ist. Duden, ein lebenslang streng religiöser Mensch, wird in seiner pädagogischen Arbeit stark von der protestantischen Lehre geprägt. Beeindruckt von den burschenschaftlichen Forderungen nach einer nationalen Einigung der deutschen Staaten, beteiligt er sich aktiv an der Märzrevolution 1848 und unterstützt die Idee einer konstitutionellen Monarchie.

Im Sommer 1848 zieht Duden nach Frankfurt am Main, wo er mehrere Jahre als Hauslehrer bei der Familie des Senators Eduard Franz Souchay arbeitet. Angesichts des Scheiterns der Frankfurter Nationalversammlung überzeugt er sich, dass die Einigung Deutschlands nur unter preußischer Führung möglich ist. Dies führt dazu, dass er sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem entschiedenen Befürworter der Politik Otto von Bismarcks entwickelt.

Nach 1848 unternimmt Duden ausgedehnte Studienreisen, die ihn unter anderem nach England und in die französische Schweiz führen. Diese Erfahrungen erweitern seinen Horizont erheblich und erweisen sich als nützlich für seine weitere berufliche Karriere. Im März 1854 legt Duden in Bonn die Lehramtsprüfung ab, erzielt jedoch nur die für ihn enttäuschende Note „Im Ganzen Befriedigend“. Noch im selben Jahr promoviert er in Marburg über Sophokles' „Antigone“ und erhält eine Anstellung als Lehrer am Archigymnasium in Soest. Im Herbst 1854 ergibt sich für Duden eine unerwartete Gelegenheit, als Hauslehrer in Genua zu arbeiten. Begeistert von der römischen Antike, verbringt er die folgenden fünf Jahre in Italien, eine Zeit, die ihn nachhaltig prägt. Er studiert die kulturellen Hinterlassenschaften des Altertums und entwickelt sich zu einem versierten Kenner der griechischen und römischen Antike.

In seiner Zeit in Schleiz erstellt Duden für sein Lehrerkollegium ein orthographisches Verzeichnis zur deutschen Rechtschreibung. Auf dieser Grundlage veröffentlicht er 1872 sein Werk „Die deutsche Rechtschreibung, Abhandlung, Regeln und Wörterverzeichnis“. 1876 nimmt Duden als Kommissionsmitglied an der ersten „Orthographischen Konferenz“ in Berlin teil.

Mit seiner Forderung „Schreibe wie du sprichst!“ gehört Duden zur radikalen Partei der „Phonetiker“, die dafür plädieren, alle beim Sprechen nicht hörbaren Laute aus dem Schriftbild zu streichen.

Obwohl sich Duden und seine Anhänger auf der Konferenz durchsetzen können, scheitert die Umsetzung ihrer Ideen am Widerstand des preußischen Unterrichtsministeriums und der ablehnenden Haltung des Reichskanzlers Otto von Bismarck.


Trotz der politischen Einigung bleibt die orthographische Uneinheitlichkeit noch über Jahrzehnte bestehen. Duden gibt jedoch nicht auf und verfolgt sein Ziel unermüdlich weiter. Auf der Grundlage seines 1880 erstmals veröffentlichten Wörterbuchs und der Ergebnisse der zweiten Orthographischen Konferenz, die 1901 in Berlin stattfindet, beschließen die Regierungsbehörden im selben Jahr eine verbindliche einheitliche Rechtschreibung für die Länder des Deutschen Reichs. Durch die Zustimmung Österreich-Ungarns und der Schweiz erlangt diese Regelung Gültigkeit im gesamten deutschen Sprachraum. Auch in den deutschen Schulen in den Vereinigten Staaten von Amerika wird der Unterricht nun auf Basis dieser Regeln durchgeführt.

In seinem langjährigen Bemühen um eine einheitliche Rechtschreibung zeigt sich Duden trotz erheblicher Widerstände als ausdauernd und kompromissfähig. Als Gymnasialdirektor genießt Konrad Duden bei Lehrern und Schülern hohes Ansehen, auch wenn er wegen seiner Strenge gefürchtet ist. Auch außerhalb der Schule engagiert er sich, fördert die Gründung von Vereinen zur Erwachsenenbildung und beteiligt sich aktiv am religiösen Leben seiner Dienst- und Lebensorte.

Erst im Alter von 76 Jahren bittet Duden 1905 um Versetzung in den Ruhestand. Bis zu seinem Tod am 1. August 1911 arbeitet er auf seinem Anwesen in Sonnenberg bei Wiesbaden an weiteren wissenschaftlichen Arbeiten zur deutschen Sprache.

Sein Grab befindet sich in Bad Hersfeld. Zahlreiche Museen und Ausstellungen erinnern bis heute an einen visionären Wissenschaftler, dessen Name untrennbar mit dem von ihm begründeten orthographischen Nachschlagewerk – dem „Duden“ – verbunden ist.

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